Projekte | Viabizzuno progettiamo la luce

‘Questioni di forma’ (Formfragen) ist eine Architekturausstellung, die die Stadt Pisa und die Region Toskana den Projekten des Studios David Chipperfield Architects gewidmet haben und deren Titel die freie Übersetzung des Originaltitels ‘Form Matters’ ist, unter dem eine Ausstellung 2009 im Design Museum London gezeigt wurde. Die Ausstellung ist in den großartigen Arsenali Medicei in Pisa untergebracht und speziell den Projekten gewidmet, die vom Mailänder Sitz der David Chipperfield Architects für die Altstadt von Pisa entwickelt wurden, und dem ureigenen Interesse von David Chipperfield für Form und Materie in den ersten 25 Jahren seiner Tätigkeit. 2009 hatte das Studio die internationale Ausschreibung für die Planung und Wiedernutzbarmachung des Geländes des Hospitals Santa Chiara gewonnen und war auch mit der Ausarbeitung des Masterplans für die PIUSS-Pläne (Integrierte Pläne für nachhaltige Stadtentwicklung) von Pisa beauftragt worden. Das Gelände des Santa-Chiara-Komplexes (über 10 Hektar) liegt im Herzen der Altstadt von Pisa und grenzt direkt an den Domplatz, der von der Unesco in das Kulturerbe der Menschheit aufgenommen wurde. Ordnung, Strenge und Gewissenhaftigkeit bei der Einfügung des architektonischen Werks in den vorhandenen Kontext sind die Qualitäten, die bei den ausgestellten Arbeiten von Chipperfield am meisten auffallen, denn die Firma hat sich schon immer um die Suche der geeignetsten Materialien für die Ausführung der jeweiligen Projekte bemüht. Der Titel dieser Ausstellung, ‘Form Matters - Questioni di forma’, verbindet in einem Wortspiel die beiden wichtigsten Aspekte der Tätigkeit eines Architekten: Form und Materie, Schein und Sein, die konkrete Realisierung einer formalen Idee. Schon im Titel ist die Annahme des Prinzips enthalten, dass das Werk eines Architekten nach seinem formalen Ergebnis, das heißt nach seiner Form, beurteilt werden muss, unabhängig von der Komplexität des Projekts und der Zahl der Probleme, mit denen er sich auseinandersetzen musste. Wenn man sich in den weitläufigen Arsenali Medicei bewegt, kann man einen Teil des persönlichen Wegs nachvollziehen, den Sir David Chipperfield in über 25 Jahren Tätigkeit zurückgelegt hat. Beim Besuch der Ausstellung entdeckt man, dass es zwar eine offensichtliche Unmöglichkeit ist, die Architektur als solche, verstanden als am Boden verankerte Realität oder als geometrische Komposition, in einen Museumssaal zu verfrachten, dass ihre Darstellung aber über das Studium von großformatigen Modellen, Fotos und Zeichnungen möglich wird. Wir lernen also, dass die Architektur nicht inszeniert, aber nachgeschaffen werden kann, und mit ihr auch der Wert ihrer Planung, verstanden als dynamischer Prozess, der zwischen Theorie und Praxis vermitteln soll. Das Licht, das bei diesem Projekt von Mario Nanni entwickelt wurde, ist von fundamentaler Wichtigkeit, damit man die Bedeutung jedes einzelnen architektonischen Elements von Grund auf verstehen kann, indem man von Meister Chipperfield lernt, es als totale Vermittlung zwischen Form und Materie anzusehen. Die Beleuchtungskörper, die auf Schienen zwischen den weiten Bogenfeldern des historischen Raums angebracht wurden, sind die dca. Diese wurden von David Chipperfield und Mario Nanni gemeinsam entworfen und projektiert und dann in eine ganze Familie von ganz oder halb eingelassenen Beleuchtungssystemen für Decken-, Wand-, Hänge- und Schienenmontage aufgefächert. Das Beleuchtungssystem verschwindet, indem es sich in die Struktur des Baukörpers einfügt. Entlang den Ketten wurden Schienen angebracht, aus denen die verchromten Leuchtkörperabdeckungen hervortreten; dieses System ermöglichte eine große Flexibilität der Lichter und ihre korrekte Positionierung über den ausgestellten Plänen, so dass die Ausstattung theatralisch und gleichzeitig streng wird.