
Projekte | Viabizzuno progettiamo la luce
Entdecken Sie alle Projekte und Arbeiten von Viabizzuno in Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Architekten und Planern der Welt.
de
theater Via…ggiando
Ort:piazza san marco, milano
Projekt:marionanni
Beleuchtungsprojekt:marionanni
foto:pietro savorelli
Meister:Viabizzuno
Ein Licht, dass nicht unbedingt sichtbar platziert werden muss, sondern seine Perfektion an bisher undenkbaren Plätzen erlangt. Schon als Kind hat mich die Suggestion des projizierten Lichtes fasziniert, wenn mein Großvater mich ins Kino mitnahm, wir zu spät kamen, der Film schon begonnen hatte und ich mich zwischen den Sitzreihen durchzwängte und bemerkte, wie die Profile der Lehnen sich mit dem Lichteinfall veränderten, ganz so, als würden sie sich unter meinen Händen bewegen. Der dunkle Kinosaal war der erste Ort, an dem ich die dynamische Entwicklung der leuchtenden Bilder wahrgenommen habe und mir bewusst wurde, dass mich der Film nicht nur wegen seines Inhaltes interessierte, sondern auch und vor allem wegen seiner Leuchtkapazität. Und so habe ich aus dem Lichtprojekt einen Film – meinen Film - gemacht und die Lampe mit wechselnden Bildern kreiert. Nach vielen “Lampenjahren” sind die Emotionen, die ich als Kind verspürt habe, Wirklichkeit geworden mit dem Bau eines kleinen, mobilen Theaters, in dem ich das Stück ‘8 Lichtregeln’ aufführen lasse.
Via…ggiando Viabizzuno ist ein zwischen dem Lichttheater und der Architektur angesiedeltes Projekt, ein Platz und ein Raum zum Erleben, Projektieren, Installieren. Der Container ist ein sich bewegender Ort, ein Volumen, dass wandert und einen Platz einnimmt. Wir öffnen ihn und erst in diesem Moment entdecken wir, um was es sich handelt. Sein Inhalt macht ihn zu einem Koffer, einem Haus, einem Theater. Er ist nicht nur eine kontemporäre, sondern auch eine temporäre Architektur. Seine Synchronie mit der Gegenwart ist durch die Geschwindigkeit der Veränderung gegeben, durch die organisierte Vorläufigkeit; er ist der Ort, an dem Modularität, Leichtigkeit, Transportfähigkeit und Flexibilität koexistieren. Aus zwei übereinander liegenden, sterilen Behältern schafft unser Projekt ein lebendes Ambiente, das um das Leben der Menschen herum gebaut ist, denn in seinem Inneren wird jedes Mal eine andere Geschichte aus Blicken, Bewegungen und Gesten erzählt.
Via…ggiando kommt an und in seinem Inneren beginnt eine neue Reise. Eine Beleuchtungsinstallation schaltet sich ein und die anonymen Außenwände verwandeln sich im Inneren in Flächen mit wechselnden Bildern, von der Bewegung des Lichtes durchbohrte Wände, Leuchtteppiche, auf denen man gehen und sich hinlegen kann, um die Decke besser betrachten zu können…die nicht mehr da ist. Das Licht hat sie entmaterialisiert. So wird dieser Ort zu einem Ort des Wohnens: ’Wohnen bedeutet nicht nur, auf der Erde zu sein, sondern auch, unter dem Himmel zu sein’ (Martin Heidegger). Die drei Dimensionen des Raums werden vier, bereichert durch die sensorische und perzeptive Dimension. Die Lampe mit wechselnden Bildern ist Protagonist dieses Raums. Wer den Raum reisend (Via…ggiando) erlebt, lässt ihn leben und umgekehrt. Es entsteht ein wechselseitiger Dialog, der zum Teil durch die planerischen und baulichen Entscheidungen möglich gemacht wird, zum Teil durch die Neugierde und die Teilnahme jener, die das Lichttheater betreiben. Es beginnt bereits am Eingang(1). Er liegt an der Südseite: die Sonne begleitet den Besucher, zeigt ihm die aufzumachende Tür, dringt in den Raum ein, projiziert den Schatten des Reisenden auf den Boden und verschwindet mit ihm, wenn sich die Eisentür schließt(2).
Das Licht ist einen Moment eingetreten und der Schatten hat es angekündigt, indem er langsam vor dem Licht gewachsen ist: das erste sich bewegende Licht, dass der Reisende in diesem Raum wahrnimmt, ist das seines Schattens. Das Auge ist noch an das Sonnenlicht gewöhnt, hat noch das Bild des auf den Boden geworfenen Schattens vor sich, und beginnt bereits, allmählich die Formen des Raums im Halbdunkel wahrzunehmen. Nur durch eine einzige Klapptür kann etwas natürliches Licht eindringen und den Raum sichtbar machen. Zwei übereinander befindliche Container lassen ein Ambiente mit doppelter Höhe entstehen, das stark vertikalisiert ist und sich vom Eingang weg in Längsrichtung entwickelt. Der Hängeboden über dem Eingang macht diesen Bereich niedriger und familiärer, aber der Blick des Reisenden schweift weiter und richtet sich am Ende auf die Oberkante der Konstruktion. Und dort befindet sich die Edison-Lampe (lampadina di Edison) (3). Mit ihr beginnt die moderne Geschichte des Lichtes. Die Erfindung der Glühbirne war der Beginn des Endes: des Endes der Fähigkeit und des Wunsches, mit dem natürlichen Licht zu planen, es zu studieren, zu unterstützen, zu formen, zu beobachten; es war viel einfacher und bequemer, künstliche Lichtquellen aufzustellen, als mit den natürlichen Licht zu planen und dieses als Materie zu betrachten und zu behandeln.(4) Die Lampe am Ende des Zimmers steigt langsam in die Höhe, wickelt ihr Kabel ein und wird dabei langsam schwächer – es beginnt die Vorstellung jener, die das, was uns die Sonne lehren kann, beherzigen, und jeden Tag die Herausforderung annehmen, ein durchdachtes künstliches Licht zu planen, das mehr von seiner Intensität lebt als von seinem Beleuchtungskörper. Das Ambiente scheint leer und ruhig zu sein, aber in Wirklichkeit hat es viel zu bieten und zu sagen: mobile Flächen zum Verschieben, Lichtschnitte zum Einschalten (mit dem System 094), wärmeempfindliche Papierblätter zum Erhitzen, Lampen mit wechselnden Bildern zum Betätigen (Beleuchtungskörper m7 und m3). Ein Lampenregen setzt ein (22). Die Lampen regnen vom Himmel herab und zerplatzen am Boden: Man geht auf diesen Scherben und der Schatten wird auf diese Scherben geworfen.
Die Lampe mit wechselnden Bildern bewegt und moduliert das Licht, macht den Raum dreidimensional und belebt ihn, bleibt jedoch immer kohärent mit den acht Regeln für die Beleuchtung unseres Hauses. Die Lampe mit wechselnden Bildern ist jedoch mehr als nur ein sich bewegendes Licht – ihre Bewegungen schaffen und zerlegen den Raum, denn die Architektur muss auch Lichtprojekt sein, in den vollen und den leeren Schatten geformtes Volumen (14. Licht als Baumaterial), modulieren die Intensität des Lichtes, da es nicht die Quantität, sondern die Qualität der Beleuchtung ist, die den Mehrwert eines Projektes bestimmt und es aufwertet (5. Licht nur dort, wo es benötigt wird), verleihen flachen Oberflächen unerwartete Stärke, denn Stärke hat, was Volumen hat und was Volumen hat, wirft Schatten…den es ohne Licht nicht gibt (11. Die Stärke des Lichts), verleihen den häuslichen Materialien Farbe durch das Spektrum des Lichtes, das den Raum überflutet und uns sanft in die totale Farbe eintaucht, Synthese des weißen Lichtes (18. Das Licht erzeugt Farbe), erzeugen ein Licht, das der Nacht und dem Schatten Raum verleiht, eine dem Licht innewohnende Kraft (7.Würdigung des Schattens), man nimmt sie wahr, sieht sie jedoch nicht: das Licht ist da und doch nicht da, in einer Reise durch Zeit und Raum, die die Grenzen der Materie sprengt; das Licht ist da, der Beleuchtungskörper nicht (16.Präsenz und Absenz).
Das Haus wird zu einer sensorischen Erfahrung, ein verzauberter Platz, an dem man über das Licht, das den Raum einhüllt, angenehme Empfindungen erleben kann (26. Das Erlebnis des Nichts), ein Ort, an dem der Wunsch konkrete Befriedigung wird, auch mit Hilfe der technologischen Prothesen des Menschen: Projektionen, Lichter, Anlagen usw., die die kognitiven Fähigkeiten und die Empfindungen erleichtern und sogar vervielfältigen. Eine überraschende Vorstellung, bei der sich die Materie verwandelt und uns in einen anderen Ort eintaucht, weit weg vom Nicht-Ort; ein Licht, das uns gehört und uns ähnlich ist, das im Container die Bühne betritt, so wie bei der nächsten Miart in Zusammenarbeit mit der Kunstgalerie ‘Studio la Città’, aber auch in unseren Häusern und Wohnungen. Es sind die Beobachtung des Täglichen und die Sensibilität, alle Schattierungen des Lichtes zu erfassen, die uns beeindrucken und begleiten und uns zum Studium der Glühbirne mit wechselnden Bildern geführt haben. Es handelt sich um eine Forschungsarbeit und ein Experiment für eine neue Form der Beleuchtung, mit dem Zweck, die Notwendigkeiten eines anspruchsvollen und personalisierten häuslichen Lebens zu lösen; das Resultat kann ein Produkt sein… ein künstlerisches oder ein kommerzielles Produkt. An der immer verwischteren Grenze zwischen Kunst und Design bewegt sich liv und folgt dem Verlauf der experimentellen Studie. Man muss das Licht beobachten und erkennen; die Fernseher, die die Decken und die Wände des Hauses beleuchten, mit Farben, die kommen und gehen, vermitteln Lichtgefühle und nicht inhaltliche Gefühle, so, als wären sie ein Leuchtenschirm, der jedoch ein dynamisches Licht ausstrahlt. Geräte, die nicht so sehr wegen der Bilder betrachtet werden, sondern wegen des sich bewegenden Lichtes, das sie in unseren Zimmern erzeugen. Drehen Sie die Fernseher zur Wand und weg von ihren Augen, um ihren Blick zu trainieren, den Geist zur Fantasie zu begleiten. Es ist schön, das Licht sein Eigen zu machen, es ist schön, einen Ort sein Eigen zu machen. Das ist die Vorstellung, die liv gibt, im Container Via…ggiando.
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